Das Schlüsselelement hinter digitalen Finanzlösungen sind Software-Applikationen. Software muss erstellt, betrieben und skaliert werden. Die Ressourcen dafür wurden herkömmlich im eigenen Rechenzentrum bereitgestellt. Mit der Cloud – dem Zugriff auf einen gemeinsam genutzten Pool von IT-Dienstleistungen, die on demand bezogen und anschliessend wieder freigegeben werden können – werden neue Dimensionen in der Leistungsfähigkeit, der Skalierbarkeit, den Kostenstrukturen und der Innovationskraft erreicht. Die Sourcingoptionen ausserhalb des eigenen Unternehmens erstrecken sich mittlerweile auf Private, Public, hybride und Multi-Clouds. Ebenso vielfältig wie die Deployment- sind auch die Servicemodelle, mit denen Infrastrukturen wie Server, Storage oder Netzwerke, gemanagte Plattformkomponenten wie Datenbanken oder Applikationen «as a Service» bezogen werden können. Erwägt eine Bank oder Versicherung den Gang in die Cloud, hat dies Auswirkungen darauf, wie ihre eigene IT-Abteilung künftig organisiert sein und welches Know-how intern vorhanden sein muss. Wie könnte eine Roadmap aussehen, so dass sich das Finanzinstitut optimal und zukunftsgerichtet aufstellen kann?

Die optimale Vorbereitung der Cloud-Journey

Der Start in die Cloud beginnt mit einer Cloud-Strategie. Wesentliche Fragestellung: Woher beziehe ich welche Ressourcen? Das Für und Wider für Hybrid- oder Multi-Cloud-Modelle bestimmt sich aus der Art der Applikationen, die die Bank oder Versicherung in die Cloud transferieren will: Deren Bedeutung, Kritikalität, Lifecycle-Phase, aber auch die damit verbundenen Daten müssen klassifiziert und bewertet werden. Von den Anforderungen an Daten und Applikationen hängt ab, welche (Public) Cloud geeignet ist. Neben Azure haben sich AWS und Google Cloud als die bekanntesten Hyperscaler etabliert. Mit Hilfe eines morphologischen Kastens kann das Institut die Leitplanken seiner Strategie definieren. Wird zum Beispiel bei allen Applikationen eine «Cloud First»-Strategie verfolgt, dürfen lediglich portable Cloud-Services genutzt werden, so dass der Lock-In möglichst klein gehalten wird. Letztendlich ist zu klären, ob die Bank oder Versicherung die Cloud-Umgebungen selbst betreiben will bzw. kann oder sie sich lieber auf einen Provider verlässt, der die Multi-Cloud Landschaft für sie und weitere Institute professionell betreibt.

Die Cloud-Landschaft zielführend «bebauen»

Im nächsten Schritt wird der Cloud-Bebauungsplan erstellt und damit die Frage beantwortet: In welcher Cloud betreibe ich welche Applikationen. Hierfür werden IST- und SOLL-Zustand visualisiert. Dieses «big Picture» wird dann auch für das Betriebsmodell beigezogen. Beispielsweise verlagert sich der Betrieb von Hardware bzw. Infrastruktur zum Management von virtualisierten Workloads. Damit ändern sich Prozesse, aber zugleich auch die Anforderungen an die Skills der Mitarbeitenden. Die Definition der Betriebsmodelle geht daher eng einher mit dem Providermodell. Welche Leistungen werden inhouse erbracht und welche eingekauft? Setzt man auf eine Single-Provider- oder eine Multi-Provider-Strategie? Falls letzteres, besteht die Möglichkeit, über einen Primary Provider einzelne Aufgaben an spezialisierte Dienstleister weiterzugeben. Sobald mehrere Provider im Spiel sind, sind die Art der Auftragserteilung sowie die Wege des Leistungsbezugs zu definieren. Die Wahl des einen oder anderen Zusammenarbeitsmodells hat ebenfalls Auswirkungen darauf, wie ein Institut seine Ressourcen alloziert und welche organisatorischen Anpassungen im Zusammenhang mit der Cloud-Migration notwendig sind.
Die optimale Vorbereitung einer Bank oder Versicherung entscheidet darüber, in welchem Masse sie unter dem Strich von den Vorteilen der Cloud in Bezug auf Geschäftsagilität, Kostentransparenz und Innovationsfähigkeit profitieren können wird.

Die Finanzindustrie kommt so oder so nicht an der Cloud vorbei. Denn die in den Arbeitsmarkt eintretenden «Cloud-Natives» sind sich das Arbeiten in Cloud-Umgebungen sowie mit Cloud-basierten Applikationen gewohnt. Im Kampf um die besten Talente werden Banken und Versicherungen auf Schwierigkeiten in der Nachwuchs-Rekrutierung stossen, wenn sie Hyperscaler von vornherein ausschliessen. Mit der richtigen Cloud-Journey hingegen realisieren sie mehr als nur einen Benefit.