Seit fast drei Jahren verfolgt das InventxLab die Entwicklungen im Bereich Quantum Computing mit grossem Interesse. Die Dynamik rund um diese künftige Schlüsseltechnologie hat sich im letzten Jahr nochmals deutlich intensiviert: Ein Zusammenspiel aus wissenschaftlichem Fortschritt, industrieller Standardisierung, milliardenschweren Investitionen und politischer Strategie treibt die Entwicklung vom Forschungslabor in Richtung produktiver Einsatz.
Insbesondere in der Kryptografie haben sich wegweisende Veränderungen ergeben. Die US-amerikanische Standardisierungsbehörde NIST hat im Rahmen ihrer Initiative zur Post-Quantum-Kryptografie (PQC) drei Algorithmen – ML-KEM, ML-DSA und SLH-DSA – als neue FIPS-Standards definiert. Diese sollen bestehende Verschlüsselungsmethoden ablösen, bevor Quanten Computer zur realen Bedrohung für klassische Kryptografie werden. Ergänzt wird das Set durch HQC (Hamming Quasi-Cyclic), das sich aktuell in der Validierung befindet. Die finale Veröffentlichung dieses Backup-Algorithmus ist für 2027 geplant.
Auch auf technologischer Ebene schreiten die Entwicklungen mit hohem Tempo voran. So präsentierte Google mit «Willow» einen Quanten-Chip mit über 100 Qubits und bedeutenden Fortschritten im Bereich Fehlerkorrektur (Error Correction). Parallel dazu demonstrierte QuEra erstmals die sogenannte «Magic-State-Distillation» mit logischen Qubits – ein Verfahren, das als Grundvoraussetzung für universell einsetzbare Quanten Computer gilt.
Industrieprojekte bestätigen die zunehmende Relevanz: In Dänemark entsteht unter Mitwirkung von Microsoft und Atom Computing der Quanten Computer «Magne». Ziel sind zunächst 50 logische Qubits – langfristig bis zu 1’000. Das Projekt bietet nicht nur Hardware, sondern auch Betriebssystem, Compiler, Steuerungselektronik und Anwendungsalgorithmen. Unterstützt wird es durch bedeutende Investitionen der Novo Nordisk Stiftung und des dänischen Staats. Auch in der Schweiz (Quantum Basel), in Grossbritannien (Oxford Quantum Circuits) und in den USA (Quantum Sandbox Act) entstehen Initiativen zur Förderung praktischer Anwendungen.
Der internationale Wettlauf um Quantum Computing ist längst Realität. Unternehmen wie IBM, D-Wave, IonQ oder Rigetti profitieren vom steigenden Interesse – mit entsprechenden Ausschlägen an den Finanzmärkten. Trotz aller Euphorie bleiben Risiken und hohe Investitionsbedarfe bestehen. Die potenzielle Wertschöpfung – insbesondere in den Bereichen Chemie, Materialforschung, Logistik sowie Finanz- und Versicherungswesen – wird jedoch auf Billionen geschätzt.
Fazit: Quantum Computing ist auf dem besten Weg, seinen Platz in der industriellen Realität zu finden. Standardisierung, Anwendungsszenarien und Investitionen formen ein wachsendes Ökosystem. Inventx bleibt am Puls dieser Entwicklung – mit besonderem Fokus auf Post-Quantum-Kryptografie und deren Bedeutung für die Sicherheit von morgen.
Mehr zu unserer Arbeit im Bereich Kryptografie und Quantum Computing gibt es laufend in unserem Blog auf www.inventx.ch/blog