Die vom Institut für Finanzdienstleistungen IFZ der Hochschule Luzern (HSLU) herausgegebene Studie identifiziert die globalen Trends im sich wandelnden Zahlungsökosystem und unterscheidet dabei zwischen Nutzer- und Technologie-getriebenen Kräften. Darauf aufbauend wird die Relevanz dieser Trends für die Schweiz untersucht. Aus den gewonnenen Erkenntnissen werden die Herausforderungen destilliert, vor denen die Schweizer Banken stehen. Diese können daraus ihre strategischen Schwerpunkte ableiten, denen sie folgen wollen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und die Erwartungen einer zunehmend digital versierten Kundschaft zu erfüllen.
Globale Trends führen weg vom Bargeld hin zu digitalen Zahlungsmitteln
Die Studie identifiziert zehn globale Trends, die in folgende zwei Klassen unterteilt werden können: veränderte Kundenbedürfnisse sowie Technologiefortschritte mit Fokus auf Effizienz und Sicherheit. In die erste Gruppe gehören die Themen Embedded Payment, Instant Payment, die Integration von Kryptowährungen sowie die Nutzung digitaler Geldbörsen (Wallets). In die zweite Gruppe lassen sich die Trends Zahlungssicherheit, Crossboarder Payment, Modernisierung und Standardisierung sowie Zusatzleistungen rund um den Zahlungsverkehr, so genannte Add-on Services, gruppieren. In der Studie werden die einzelnen Trends beschrieben und im Hinblick auf die damit einhergehenden Chancen und Risiken bewertet. Die Schweizer Banken sind gefordert, sich in dieser wandelnden Landschaft zurechtzufinden und ihre Stärken im Wettbewerb richtig zu einzusetzen.
Anpassungsdruck, aber auch Wachstumschancen für die Schweizer Banken
Auch wenn Bargeld in der Schweiz beliebt bleibt – was sich auch darin ausdrückt, dass letzte Woche von der SNB erst der Gestaltungswettbewerb für eine neue Schweizer Banknotenserie ab 2030 lanciert wurde –, so führt doch kein Weg an der Tatsache vorbei, dass mobile Zahlsysteme mittlerweile eine dominierende Position einnehmen und andere Zahlungsmittel in Bezug auf Volumen und Zahl der Transaktionen übertreffen.
Zwar liegt die Schweiz insgesamt bei der Nutzung digitaler Zahlungsmittel noch im unteren Drittel, doch als global verflochtener Finanzplatz ist unser Land stark gefordert, sich auf die zunehmende Digitalisierung im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr einzustellen. Verschiedene regulatorische Rahmenbedingungen erlegen unserem Finanzsystem hohen Anpassungsdruck auf. Zugleich müssen die Kosten sinken, um wettbewerbsfähig zu bleiben – doch die damit verbundenen Umstellungen bedingen zunächst beträchtliche Investitionen. Die Studie schätzt die Weiterentwicklungen im grenzüberschreitenden Zahlungsverkehr als einen der relevantesten Trends für die Schweiz ein.
Nicht minder bedeutsam ist der verstärkte Fokus auf Sicherheit im Zahlungsverkehr. Wie in einem unserer letzten Blogs bereits geschrieben, visieren Cyberkriminelle insbesondere die Finanzindustrie an. Die Studie evaluiert Methoden, wie Vermögenswerte geschützt und Betrug, neuerdings u. a. auch durch den Einsatz von KI, bekämpft werden können. Ferner gilt es der Bedrohung durch Quantencomputer gerecht zu werden.
Chancen sehen die Autoren vor allem im Bereich der «Embedded Finance» – dies, weil sich hierdurch vor allem neue Geschäftsmodelle ergeben, die die Banken in Zeiten von intensiverer Wettbewerbsdynamik und steigenden Anforderungen dringend benötigen. Digitale, offene und modulare Ökosysteme weisen den Banken eine zentrale Rolle zu, indem Zahlungsprozesse nahtlos in andere wertschöpfende Dienstleistungen eingebettet werden – wobei zukünftig wohl auch technische Geräte und Roboter (IoT) und nicht nur natürliche und juristische Personen – eine interessante Kundengruppe darstellen werden.
Als letzten grossen Trend nennt die Studie den wachsenden Bedarf an Mehrwertdiensten, wie etwa die Integration von Treueprogrammen oder ähnliche konsumentenfreundliche Komfortlösungen, die Kundenbindung mit neuen Anreizen und Einnahmequellen verbinden.
Demgegenüber sieht die Studie mittelfristig eher weniger Relevanz in Kryptowährungen oder sonstigen Blockchain-basierten Zahlungsmitteln. Dennoch lohnt sich eine stete Beobachtung dieses Themas.
Doch generell gilt: Die Notwendigkeit von Innovation und der Wettbewerbsdruck erfordern in jedem Fall die Einführung bzw. Übernahme neuer Standards und eine beschleunigte Modernisierung der IT-Infrastrukturen. Was das für die Inventx und ihre Kunden bedeutet, erläutert Damian Hallenbarter, unser Leiter Banking, im nachfolgenden Interview.
Damian, was ist Deine Einschätzung zur Studie?
Die Studie ist eine wertvolle Auslegeordnung, in die eine umfassende Literaturstudie sowie mannigfaltiges Expertenwissen eingeflossen ist. Nicht nur von Banken, sondern auch von weiteren Playern im Finanzwesen, inklusive Dienstleister wie die Inventx. Diese verschiedenen Perspektiven bringen Relevanz, Aktualität sowie Breite und Tiefe in die Ergebnisse.
Was ist für Dich die Essenz der Studie und warum ist das relevant für unsere Kunden?
In der Essenz geht es darum, wie veränderte Nutzerbedürfnisse und technologische Neuerungen zu Chancen werden, indem die konkrete Digitalstrategie eines Finanzinstituts im Hinblick auf die Trends definiert und in der Justierung des Geschäftsmodells bzw. der Erschliessung neuer Ertragsquellen widergespiegelt wird. Mehrwertdienste zugunsten der Kundenerwartungen an Komfort, Schnelligkeit und digitale Durchgängigkeit sind hier gute Beispiele. Wir können unsere Kunden in diesen Prozessen unterstützen – von der Beratung bis hin zur Umsetzung und dem Betrieb der entsprechenden bankfachlichen Anwendungen und Schnittstellen. Wir belegen mit unserer Mitwirkung an der Studie, dass wir die Trends kennen und ihre Auswirkungen auf unsere Kunden abschätzen können.
Welche konkreten Handlungsempfehlungen ergeben sich aus Deiner Sicht für unsere Bankkunden?
Unternehmen und Kunden erwarten von den Banken moderne, effiziente und kostengünstige Dienstleistungen im Zahlungsverkehr, die internationalen Standards entsprechen und hohe Sicherheit bieten. Das bedingt Innovation und Investitionen in die Sicherheit sowie in die Standardisierung und Modernisierung der Prozesse und Infrastrukturen. Dies neben dem laufenden Tagesgeschäft, das zumeist die Ressourcen in hohem Masse absorbiert. Unsere Kundencommunity kann sich darauf verlassen, dass wir diese Anforderungen «auf dem Radar» haben und gemeinsam mit ihnen an digitalen Lösungen arbeiten, die dank Skaleneffekten jeder einzelnen Bank zugutekommen. Zugleich nimmt unsere Bedeutung als Integrator zu – mit der Fragmentierung an Zahlungsmitteln und -kanälen müssen neue Lösungen in bestehende Systeme eingebettet und resilient betrieben werden.
Die Studie kann bei Interesse bei urs.rhyner@inventx.ch bezogen werden. Bei Fragen oder bei Bedarf an einer individuellen Auslegeordnung zu den Erkenntnissen für Ihr Finanzinstitut stehen wir gerne zur Verfügung.