Warum Machine Customers strategisch relevant sind

Maschinen werden zu eigenständigen Wirtschaftseinheiten. Fahrzeuge, Produktionsanlagen, Drohnen, Smart-Home-Systeme und humanoide Roboter können künftig Konten führen, Zahlungen auslösen, Versicherungen abschliessen oder die vorhandene Liquidität managen. Damit entstehen neue Verarbeitungsvolumen, Kundensegmente und hoffentlich auch Margen – jenseits des traditionellen Retail- oder Firmenkundengeschäfts. Das bedeutet, dass die aktuellen, für Menschen entwickelten Finanzdienstleistungen und Prozesse reflektiert werden müssen. Machine Customers interagieren nicht über Kundenberater, Apps oder Callcenter, sondern über IT-Schnittstellen. Banken müssen ihr Geschäftsmodell noch stärker zu plattformbasierten und API-getriebenen Leistungen entwickeln. Die Fähigkeit, sichere und hoch-skalierbare APIs bereitzustellen, wird damit zu einem strategischen Wettbewerbsfaktor. Maschinen handeln im Vergleich zum Menschen nicht emotional, sondern regelbasiert und auf Basis von datengetriebenen Algorithmen. Für Banken ergibt sich dadurch die Notwendigkeit, Pricing, Risiko- und Produktentscheidungen für Maschinen zu optimieren. Ferner können neue Geschäftsmodelle entstehen – etwa Micro-Financing für IoT-Geräte, KI-basierte Treasury-Automatisierung oder Trusted Wallet Services für digitale Zwillinge.

Herausforderungen und strategische Implikationen

Maschinen sind (noch) keine juristischen Personen, also nicht vertragsfähig. Wird diese Hürde fallen, so müssen Banken neue Governance-Modelle entwickeln. Zwar bleibt die menschliche Partei im Hintergrund der Auftraggeber – auch wenn die Maschinen handeln. Es gilt jedoch sicherzustellen, dass Interaktionen mit Maschinen nachvollziehbar, auditierbar und ethisch vertretbar sind. Insofern gilt es den derzeitigen Aufbau im Bereich der AI-Governance zu erweitern und fortzuführen. Bankgeschäfte zwischen der Bank und Maschinen erfordern ferner angepasste KYC- und AML-Prozesse, die digitale Identitäten und algorithmische Entscheidungslogiken berücksichtigen. Die Einführung der Schweizer eID wird einen Teil dieses Weges ebnen. Der aktuelle Regulierungsrahmen – etwa DORA, PSD3 oder die FINMA – adressiert Machine Customers noch nicht direkt. Wir erwarten aber, dass die Regulation diesen Trend früher oder später konkreter aufnimmt. Banken sollten deshalb mit Verbänden und dem Regulator zusammenarbeiten, um Leitlinien proaktiv und möglichst pragmatisch mitzugestalten. Machine Customers werden operativ nur dann realisierbar, wenn durchgängig automatisierte Prozesse, APIs, Smart Contracts, digitale Identitäten und sichere, skalierbare Datenplattformen nahtlos zusammenwirken. Die Modernisierung der IT-Architektur ist dabei unabhängig von Machine Customers umzusetzen, will eine Bank auf die Anforderungen der Zukunft gerüstet sein (à Link auf Composable Business).

Strategischer Ausblick

Derzeit werden mit KI gezielt Geschäftsprozesse mit Maschinen (Multi-Agentic AI) automatisiert. Machine Customers markieren einen nächsten Wendepunkt. Banken werden künftig ihre Finanzprodukte nicht nur Menschen anbieten, sondern resiliente Infrastrukturen mit belastbaren Schnittstellen bereitstellen, mit denen Maschinen sicher und regelkonform interagieren können. Dies bedingt eine konsequente Weiterentwicklung der IT-Architektur, damit neue Machine-to-Business (M2B)-Prozesse zuverlässig und vollständig automatisiert abgebildet werden können. IoT-Devices verwalten eigene Wallets, digitale Zwillinge treffen Anlageentscheidungen auf Basis von Echtzeitdaten und autonome KI-Bots beziehen in Sekundenbruchteilen eigene Kredite. Die Gewinner dieses Wandels werden jene Banken sein, die frühzeitig in moderne Infrastrukturen, offene API-basierte Architekturen und KI-Governance investieren und systematisch die Fähigkeit entwickeln, Maschinen als Kunden zu verstehen. Machine Customers sind keine Zukunftsvision, sondern eine absehbare Realität. Banken, die heute beginnen, den technologischen, regulatorischen und organisatorischen Rahmen zu gestalten, sichern sich einen entscheidenden Vorsprung. Der Schweizer Finanzplatz steht – im Verbund mit Technologiepartnern – vor der Aufgabe, interoperable und vertrauenswürdige Machine-to-Machine-Ökosysteme aufzubauen, wenn dieser aufstrebende Markt nicht dem Wettbewerb überlassen werden soll.

Projekt mit dem InventxLab?

Gerne würden wir dieses innovative Thema zusammen mit einer Schweizer Bank umfassender beleuchten. Können wir eine Bank für ein gemeinsames Projekt mit dem InventxLab motivieren? Wir freuen uns auf die Kontaktaufnahme.