Struktur der Schweizer FinTechs
Die Studie erfasst neben Schweizer FinTechs neu auch diejenigen im Fürstentum Liechtenstein. Gemäss Studie sind derzeit 505 Unternehmen im Sektor aktiv, davon 483 in der Schweiz und 22 im Fürstentum. Dies sind 107 Unternehmen mehr als im Vorjahr, wobei effektive Neugründungen – lediglich fünf an der Zahl – deutlich rarer geworden sind als in den Vorjahren. Trotz diesem Rekordhoch gilt es zu beachten, dass Singapur und Stockholm das Standort-Ranking für FinTechs anführen. Obschon Zürich und Genf gemäss Ranking an Attraktivität verloren haben, sind sie auf Rang 3 und 4 immer noch gut positioniert. Die Studie erfasst im Weiteren auch das Finanzierungsvolumen. Dabei wurde festgestellt, dass das entsprechende Investitionsvolumen von CHF 606 Mio. im Vorjahr auf CHF 467 Mio. zurück ging. Ein merklicher Rückgang also. In Summa reflektiert sich die bereits in den Vorperioden abgezeichnete Verlangsamung in diesem Bereich also weiter. Es gilt jedoch zu bedenken, dass eine Vielzahl der erfassten FinTechs bereits eine mehrjährige Geschäftstätigkeit aufweisen, was darauf hindeutet, dass im Ökosystem erfolgreich gewirtschaftet wird.

Aus der Studie lassen sich auch Aussagen zu den Tätigkeitsfeldern der FinTechs machen: 189 Unternehmen sind im Bereich Prozess-Automation tätig, 141 im Bereich Analytics & AI und 175 im Bereich Distributed Ledger. Ebenso können die FinTechs backfachlichen Funktionen zugeordnet werden. 200 Unternehmen sind im Bereich Invest tätig, 179 im Bereich Banking-Infrastruktur, 72 im Bereich Payment und 54 im Kreditwesen. Die Bereiche Payment und Kredit stagnieren – die anderen zwei Bereiche wachsen deutlich im Vergleich zu den Vorperioden.

Die Studie geht zudem noch speziell auf den Bereich Sustainable Finance ein. Dieser Bereich wächst nicht nur in der öffentlichen Wahrnehmung, sondern auch überproportional mit unternehmerischer Tätigkeit. Waren im Jahr 2022 noch 32 FinTechs in diesem Bereich tätig, so waren es im Jahr 2023 bereits 49, wobei fast die Hälfte davon in Zürich angesiedelt sind. Der Fokus dieser Unternehmen liegt hauptsächlich in den Bereichen «Green Investments» sowie „Daten- und Analyseleistungen“ für ESG.

Abbildung: Tätigkeitsfelder der Fintechs in CH & FL (Quelle: IFZ)

AI, Crypto, Quantum Computing und Regulation
Die Studie geht unter anderem auch auf die drei Trends AI, Crypto und Quantum Computing vertieft ein. Im Bereich Künstliche Intelligenz werden Insights aus einem Projekt der HSLU aufgezeigt. Dabei wurde ein Prototyp erstellt, um den Nutzen eines Large Language Modells (LLM, konkret wurde GPT 3.5 genutzt) im Bereich Anlageberatung zu testen. In diesem Bereich arbeiten wir im InventxLab ebenfalls sehr intensiv mit unseren Kunden zusammen und berichten gerne separat dazu.

Im Bereich Crypto wird vertieft auf die Marktentwicklung eingegangen. Unterdessen bieten bekanntlich viele Schweizer Banken ihren Kunden den Handel von Krypto-Währungen an. Die entsprechende Preisentwicklung sowie auch das Handelsvolumen entwickelten sich seit der zweiten Jahreshälfte 2023 äusserst positiv. Diese Woche erreichte der Bitcoin mit über USD 69’000 sogar einen neuen Höchststand. Ist 2024 das Jahr des Durchbruchs von Krypto-Assets?

Im Bereich des Quantum Computings finden sich noch keine FinTechs gemäss Studie (siehe Grafik oben). Dies dürfte sich jedoch schon bald ändern, denn mit QAI Ventures ist ein fokussierter Venture Kapital Player in der Schweiz präsent. Mit Quantum Basel existiert zudem ein international anerkanntes Kompetenzzentrum in der Schweiz, mit dem wir im InventxLab im Rahmen unserer Quantum-Initiative zusammenarbeiten. Verschiedene Studien haben die Potenziale von Quantum in der Finanzindustrie beleuchtet. Es darf also von Neugründungen im 2024 ausgegangen werden. Jedoch gilt es, auch die Schattenseiten von Quantum Computing anzugehen. Denn diese neue Technologie gefährdet die aktuelle Daten-Verschlüsselung, wie in mehreren Blogs des InventxLab bereits festgehalten wurde.

An der gestrigen Konferenz wurde auch die aktuelle Regulation in diesem Bereich diskutiert. In der Schweiz wurde die Fintech-Lizenz bisher 6x vergeben, wobei aktuell nur noch 5 Unternehmen am Markt sind. Es wird sich zeigen, ob die Politik die Anforderungen nach dieser ersten Periode reflektieren wird. Denn es zeigte sich klar, dass die geltenden, regulatorischen Anforderungen für die FinTechs eine grosse Hürde darstellen. Es wird tief ins Geschäftsmodell und in die Kostenstrukturen eingegriffen und damit der Handlungsspielraum deutlich eingegrenzt. Dies bekanntlich in einem Markt, der von Heterogenität geprägt ist und nur eingegrenzte Skalierungspotenziale bietet.

Neue Technologien bleiben auch künftig ein wichtiger Enabler für die Innovation in der Finanzindustrie. Es lohnt sich aus unserer Sicht, sich weiterhin frühzeitig mit aufkommenden Technologie-Trends zu beschäftigen und eine individuelle Strategie im Umgang mit diesen abzuleiten. Ob und wie dann neue Technologien in das Geschäftsmodell integriert werden, ist und bleibt eine sehr individuelle Angelegenheit (make or buy). Das InventxLab bleibt auf jeden Fall am Ball und steht gerne für einen vertieften Dialog und gemeinsame Innovationsprojekte zur Verfügung. An dieser Stelle möchte sich der Autor ganz herzlich für die Zusammenarbeit mit dem ganzen Team der IFZ-HSLU und speziell Thomas Ankenbrand bedanken!

Die IFZ Fintech Studie 2024 kann direkt beim Autor bezogen werden resp. steht auch als Download zur Verfügung: https://hub.hslu.ch/retailbanking/download/ifz-fintech-study/