Mit dem Aufkommen moderner Kernbankensysteme – insbesondere Avaloq und Finnova als führende Lösungen im Schweizer Markt – stand zunächst die Ablösung heterogener Legacy-Systeme im Fokus. Ziel war eine Standardisierung und Effizienzsteigerung in der Abwicklung zentraler Bankprozesse. Im Zuge der fortschreitenden Digitalisierung und steigender Kundenerwartungen haben sich diese Systeme jedoch deutlich weiterentwickelt und an Komplexität gewonnen. Viele Banken entscheiden sich daher, den operativen Betrieb ihrer Kernbankenplattformen an spezialisierte IT-Dienstleister wie Inventx auszulagern. Die Provider verfügen über tiefgreifendes Know-how und setzen hochqualifizierte Fachkräfte ein, um modulare Funktionsbereiche – von der Transaktionsverarbeitung über die Kunden- und Kontenverwaltung bis hin zum Zahlungsverkehr und Wertschriftenhandel – professionell zu betreiben und weiterzuentwickeln.

Ganzheitliche Sicht auf das Application Management

Ein zentraler Erfolgsfaktor beim Einsatz von Kernbankensystemen ist die ganzheitliche Betrachtung der Systemarchitektur und Geschäftsprozesse. Jedes Modul innerhalb des Systems ist darauf ausgerichtet, einen klar definierten Geschäftsprozess abzubilden und einem konkreten Ziel der Bank zu dienen. Dabei müssen auch übergreifende Anforderungen wie Sicherheit, Compliance und Betriebssicherheit berücksichtigt und vollständig in der Softwarelösung verankert sein.

Die von den Herstellern bereitgestellten Standardmodule decken zwar einen grossen Teil der bankfachlichen Anforderungen ab – jedoch nicht sämtliche. Jedes Modul muss daher in die bestehende Systemlandschaft (Umsysteme) integriert und im laufenden Betrieb nahtlos orchestriert werden. Darüber hinaus entstehen zusätzliche Herausforderungen bei Spezialfällen: etwa dann, wenn ein benötigtes Modul im Standardumfang nicht vorhanden ist oder wenn externe Lösungen am Markt einen höheren Mehrwert versprechen.

Im Regelfall wird vor der Auswahl und Integration eines Moduls das konkrete fachliche Bedürfnis der Bank sorgfältig analysiert. Auf dieser Basis erfolgt die Anforderungsdefinition für das Solution Design, gefolgt von der zielgerichteten Konfiguration des jeweiligen Moduls oder Microservices. Da diese Komponenten innerhalb eines bestehenden Systems funktionieren müssen, kommt dem Qualitäts- und Testmanagement – sowohl im Kernsystem als auch in den Umsystemen – eine zentrale Rolle zu.

Nur wenn sämtliche Funktionalitäten reibungslos zusammenspielen, erfolgt die Übergabe in den operativen Betrieb. Dieser wird aktiv überwacht und kontinuierlich optimiert. Änderungen und Fehlerkorrekturen erfolgen im Rahmen eines strukturierten Change- und Incident-Managements, bis neue Releases oder Updates eingespielt werden. Damit beginnt der Prozesszyklus erneut – in einer Umgebung, die hohe Stabilität, Flexibilität und Weiterentwicklungsfähigkeit verlangt.

Individualisierung und Differenzierung sind heute das Ziel

Während bei der Einführung zentraler Kernbankensysteme zunächst Effizienzsteigerung und Kostenreduktion im Vordergrund standen, rückt im heutigen, zunehmend digitalen Wettbewerbsumfeld die Differenzierung in den Fokus der Finanzinstitute. Banken wollen sich mit individuellen Angeboten und einer gezielten Positionierung klar vom Markt abheben. Dabei gilt jedoch nach wie vor: Je höher der Grad an Individualisierung, desto grösser der Implementierungs- und Betriebsaufwand.

Ein wirkungsvoller Hebel zur Differenzierung besteht in der Parametrierung der Module: Trotz standardisierter Systembasis lässt sich damit ein hoher Individualisierungsgrad erreichen. So kann eine Bank etwa durch gezielte Konfiguration ihres Kontosortiments spezifische Kundensegmente ansprechen oder attraktive Produktpakete gestalten. Auch bei der schnellen Umsetzung regulatorischer Anforderungen – etwa im Compliance-Bereich – bietet Parametrierung entscheidende Vorteile.

In bestimmten Fällen zeigt sich jedoch, dass ein spezifisches Bedürfnis nicht durch ein vorhandenes Modul abgedeckt werden kann – sei es, weil keine geeignete Lösung im Standard besteht oder weil externe Alternativen einen grösseren Mehrwert versprechen. In solchen Situationen müssen Drittsysteme oder Applikationen nahtlos integriert und möglichst automatisiert betrieben werden. Die Verantwortung hierfür liegt beim Application Management, das für die Anbindung, Steuerung und Orchestrierung der entsprechenden Schnittstellen und Prozesse sorgt.

Mit der zunehmenden Modularisierung moderner Kernbanksysteme – wie sie etwa Finnova mit finnova.neo vorantreibt – gewinnt diese Fähigkeit zur Integration und Orchestrierung weiter an strategischer Bedeutung. Neue Funktionen werden künftig noch granularer, beispielsweise als Microservices, bereitgestellt. In diesem Kontext wird ein erfahrener Application-Management-Partner zum zentralen Erfolgsfaktor: Er ermöglicht es Banken, ihr Angebot zielgerichtet zu individualisieren und sich damit klar vom Wettbewerb zu differenzieren.