Die Cloud-Migration ist schon in «normalen» Unternehmen ein komplexes Unterfangen. Doch in den regulierten Märkten der Finanz- und Versicherungsindustrie ist der Aufwand um einiges höher und der Spielraum weniger flexibel. Denn eine reine Public Cloud ist aufgrund der Anforderungen aus der bestehenden Applikationslandschaft in der Regel nicht möglich. Die Private Cloud hingegen bietet das weniger umfassende Service-Sortiment und kann keine global verteilte Service-Delivery aus dem Rechenzentrum sicherstellen. Somit kommt für die Unternehmen dieser Branchen primär die hybride Lösung in Frage. Doch das Plattform-Design und das Zielbild des IT-Systems müssen eingebettet sein in ein methodisches Framework, das neben dem technologischen Fundament vor allem strategische und organisatorische Überlegungen einbezieht. Aus den Erfahrungen, die Inventx in ihren Projekten in Bezug auf Cloud-Migration gesammelt hat, kristallisieren sich fünf wesentliche Empfehlungen heraus, die für den Erfolg oder Misserfolg matchentscheidend sind.

Cloud-Lösungen in den Strategieprozess einbauen

Ein Unternehmen muss im Rahmen des Strategieprozesses genau definieren, welche Geschäftsziele es erreichen will und welche Anforderungen dadurch an die IT der Zukunft entstehen. Der Gang in die Cloud ist zu einschneidend, als dass man die Cloud um der Cloud willen einführen kann. Es zeichnen sich 6 Adoptionsszenarien für die Cloud-Infrastruktur heraus, welche dann die Basis für die IT-Roadmap bilden.

Übersicht Adoptionsszenarien

Adoptionsszenarien

C-Level Commitment

Ein Cloud-Migrations-Projekt ist Managementsache. Die Geschäftsführung muss die Strategie vorgeben und während der gesamten Projektlaufzeit voll und ganz dahinterstehen. Besonders gefordert ist neben CEO, CTO/CIO und CFO vor allem auch das HR. Die im Unternehmen notwendigen Changeprozesse dürfen nicht vernachlässigt werden. Denn dort, wo sich mit der Cloud oder sonst einer neuen Technologie die Geschäftsprozesse und Betriebskonzepte ändern, ändert sich meist auch der für die Aufgaben erforderliche Skillset der Mitarbeitenden.

Komplexität der Migration in Phasen aufteilen

Die Transformation in die Cloud verändert das IT-Betriebskonzept fundamental. Umso wichtiger ist es, ein solches Grossprojekt in «verdaubare» Teilschritte einzuteilen. Das Gesamtprojekt muss strukturiert und systematisch in Meilensteine gegliedert werden. Die Teilprojekte müssen sich voneinander abgrenzen lassen und in sich Nutzen erzeugen. Ideal sind Zeiträume von 3-6 Monaten, bis ein solches Teilprojekt live geht, damit Erfolge sichtbar werden und die Motivation im Projektteam hoch bleibt sowie die Ressourcen nicht überstrapaziert werden. Beim Aufsetzen der Teilprojekte ist es zwingend, nicht innerhalb von bestehenden – in der Regel tayloristischen – Abteilungsgrenzen stecken zu bleiben, sondern konsequent prozessorientiert zu denken und damit Silos aufzusprengen.

Methodische Integration

Sind alle strategischen und planerischen Fragen geklärt, kann die Umsetzung gestartet werden. Diese umfasst die 3 Phasen Assess, Design und Integrate. In der Umsetzung ist zentral, dass «applikationszentriert» vorgegangen wird. Das Verständnis für die aktuellen und zukünftigen Applikationen und der Umgang mit den Daten und der Integration sind essenziell und triggern das Design der Plattform sowie die Evaluation und Wahl der geeigneten Plattform-Anbieter. In diesem Prozess werden die Anwendungen z.B. entlang ihrer technischen Maturität in 4 standardisierte Gruppen eingeteilt (Legacy, Cloud Enabled, Cloud Ready und Cloud Native). Auf Ebene der Daten gilt es, strikt Compliance-konform zu sein. Neben dem technischen Stream muss auch die Ebene des Betriebskonzepts bearbeitet werden. Der Analyse des Current Mode of Operation muss die Definition des Zielbilds (Target Mode of Operation) gegenübergestellt werden, damit die Lücken evaluiert und der Weg zu ihrer Schliessung bestimmt werden kann.

Vertrauen und Teamwork

Allen Teilnehmern muss bewusst sein, dass die Migration in die Cloud vom Innovationscharakter geprägt ist und viele Vorteile bietet. Jedoch kommen regelmässig neue Fragestellungen auf, die beantwortet werden müssen. Die Projektorganisation muss dieser Anforderung unbedingt gerecht werden. Die Cloud-Migration funktioniert nur, wenn die Parteien einen „cultural –fit“ aufweisen, die internen und externen Projektteams gut aufeinander eingespielt sind und Vertrauen aufgebaut haben. Die menschliche Komponente darf nicht unterschätzt werden. Dazu gehören vertrauensbildende Workshops zu Beginn genauso wie das Feiern gemeinsam vollbrachter Meilensteine.